Montag, 29. Februar 2016

Mein Reisebericht

Insel Usedom – Erlebnisse zwischen prächtiger Villenarchitektur am Ostseestrand und stiller Natur an den Ufern des Achterwassers.

Hinter hohem Schilf versteckt werden Fische in kleine Kisten sortiert. Steinbutt, Dorsch, Flunder und Zander kann man hier buchstäblich aus den Netzen der Fischer kaufen. Einige gehen noch ganz traditionell mit kleinen Netzen und Reusen auf Fang. Beim Anlanden der Barsche, Heringe und Hechte stehen sie bis zu den Knien im Wasser. Ein Teil der Fische aber landet gleich in der nebenan im Freien stehenden, mit Holz befeuerten Räucherkammer.



Allmählich gewinnen im milchig gelblichen Licht des Morgens die Räume mit ihren uralten Stämmen und knorrigen Ästen an Kontrast zur lieblichen Landschaft. Usedoms Alleen, die fast alle mehrere Menschenalter auf der Rinde haben, gehören zu den markantesten Naturdenkmälern in Deutschland.



Beim ersten Blick auf die Landkarte gibt sich Usedom nicht sofort als Insel zu erkennen. Seit Ende des 2. Weltkrieges gehört der östlichste Teil von Deutschlands zweitgrößter Insel mit Swinemünde zu Polen. 35 km lang und 25 km breit ist Usedom, doch ihre schmalste Stelle, bei Koserow, misst nur zweihundert Meter. Die höchsten Erhebungen des flachen, stark gegliederten 445 qkm großen Eilandes, der 59 Meter hohe Kückelberg sowie die 4 Meter niedrigere Victoriahöhe bieten wunderschöne Ausblicke auf eine einzigartige Landschaft. Bis zur polnischen Insel Wollin, zum Oderhaff, auf das Kleine Haff und über Hügelwellen aus Wiesen, Feldern und Forsten hinweg zu den grünen schilfigen Ufern des Achterwassers. Im Osten von der Swine und im Westen vom Penestrom begrenzt, trennen die Buchten und Winkel des Achterwassers Deutschlands östlichste Insel vom Festland.

Hinter lang gezogenen dichten Küstenwäldern aus Buchen und Fichten aber liegt Usedoms wertvollster Schatz. Von Karshagen bis nach Ahlbeck zieht sich ein vierzig Kilometer langer weißer puderfeiner, steinfreier Strand, landeinwärts kontrastiert vom dunklen Grün der Bäume. Zur Ostsee hin mit den bunten Farbtupfern der Strandkörbe bemalt. Am schönsten sei es im Frühling und Herbst. Aber auch im Winter, wenn das Eis die Achterwasser schliesst oder sich am Ostseestrand türmt, kommen viele Besucher.



Wer vom Alltagsstress abschalten möchte, der kann auf Usedom die Seele baumeln lassen. Theodor Fontane und Thomas Mann waren schon auf der Insel, Maxim Gorki dichtete hier. Hier siedelten Bankiers und Industrielle, residierten Wilhelm zwei und Friedrich drei. Die von Bäumen, Büschen und Gärten gesäumte Ostseepromenade zwischen den „Kaiserbädern“ Ahlbeck und Heringsdorf nach Bansin sei die längste und schönste überhaupt. Man staunt über weiß leuchtende Hotelbauten, prächtige Villen und formidable Herrenhäuser. Viele sind reichlich mit Stuck, Giebeln und schönen Balkonen verziert. Richtige Residenzen gibt es hier. Klassizistisch und herrschaftlich. Einstmals von solidem Reichtum erbaut und neuerdings nicht selten mit Abschreibungsmodellen Aufbau Ost schön renoviert. Auch Pensionen und Jugendstilbauten in großzügig angelegten Parks sagen aus, dass Badeurlaub zu Kaisers Zeiten ein Zeitvertreib unter Statuszwängen war.